77 Minuten bis zur puren Idylle
Die Steinalm in Saalfelden
Die eineinviertel Stunden Gehzeit, mit der die Route über das Kühloch auf die Steinalm ausgeschildert ist, ist machbar aber engagiert. Vor allem, weil der intensive Genuss von Natur und Panorama zu manch kurzem Stopp und Fotoknipsen so sehr einlädt. Rein symbolisch veranschlagen wir die eine und andere Minute mehr, ihr werdet uns recht geben.
Los geht’s beim Parkplatz in der Bürgerau, noch etwas oberhalb vom Fußballplatz, wo reichlich Stellplätze zur Verfügung stehen, darunter auch viele schattige. Schattig verlaufen dann auch die Routen. Neben jener zur Steinalm bricht man hier auch zur Einsiedelei auf oder spaziert am romantischen Trebesinerweg nach Ramseiden. Wir entscheiden uns heute aber für die längste dieser drei Varianten und machen uns auf zur Steinalm.
75 Minuten kündigen die Wegweiser an, schon bei der Statue für Doctor Adolf Ritter Weiss von Tessbach – noch ganz am Anfang, quasi im Anschluss an den Parkplatz – soll es nur noch eine Stunde sein. Sehr ermutigend, aber besser realistisch bleiben: So schnell sollte es sich im weiteren Verlauf dann nicht mehr runterspulen. Doch von da an spielt Zeit ohnehin kaum noch eine Rolle. Einmal drin im Wald, vergisst man Eile und Hektik und schnell ist es vor allem der eigene Atem, den man ganz bewusst wahrnimmt, während Schritt für Schritt Höhenmeter geknackt werden.
Die gesamte Wegstrecke hindurch wurde ein Naturlehrpfad installiert. Dort ist interessantes Wissen rund um Wald, Alm und die Kalkhochalpen aufbereitet. Die einzelnen Tafeln informieren über Wesen und Lebensräume der an jeweiliger Stelle vorkommenden Tier- und Pflanzenwelt.
Kühloch und die ersten Panoramablicke
Das erste Highlight auf der rund 2,7 Kilometer langen Wegstrecke ist das Kühloch. Diese Höhle ist von erdgeschichtlicher Bedeutung und lädt zu einer ersten kleinen Verschnaufpause ein. Wer’s gerne kühl hat, erkundet das Innere, bückt sich um möglichst weit reinzukommen und erfreut sich am einen oder anderen Teelichtlein, welches hier angezündet ist. Vor der Höhle befindet sich eine der reichlich angebrachten Sitzbänke entlang des Weges.
Wir sind jetzt mittendrin in einer familienfreundlichen Wanderung, perfekt für eine intensive erste Tageshälfte. Wer früh genug aufbricht und vorbestellt hat, der kann sich schonmal darauf freuen, oben dann den munteren Tagesstart um 9 Uhr mit einem herrlichen Almfrühstück zu zelebrieren. Doch bis dahin ist es noch ein gutes Stück des Weges. So leicht, so machbar die Route auch ist – es geht durchaus steil zur Sache. Dafür folgt aber auch die Belohnung auf dem Fuß und so erwartet euch bald nach dem Kühloch erstmals eine überragende Aussicht hinunter auf das Saalfeldener Becken.
Vor dem Finish: Der beste Fotospot
Lockert es erst im Tagesverlauf auf, so schwebt man bald über der Wolkendecke, häufig der Fall etwa im Herbst. Bei bester Fernsicht hingegen reicht der Blick über Saalfelden hinaus, zur Bezirkshauptstadt und über den Zeller See bis zum Kitzsteinhorn-Gletscher. Unterdessen geht’s weiter steil bergauf, einige der gut 400 Höhenmeter gilt es da schon noch zu bewältigen. Nur keine verfrühte Euphorie dann beim Wegweiser mit den 15 Minuten Restzeit – der Zieleinlauf steht noch nicht unmittelbar bevor, aber immerhin wird’s bald und vorübergehend etwas flacher.
Einmal wechselt Wurzel- und etwas weicherer Nadelboden dann aber nochmal hin zu eher steinigem Charakter. Gleich nach einem gemütlichen Bankerl zieht das Gelände nochmal an und ab da haltet die Augen offen: Denn kurz danach folgt eine Linkskurve, an der ihr außen ein paar Meter vom Weg „auszubüxen“ könnt. Nehmt diese Gelegenheit unbedingt wahr, da hier am Holzzaun der wohl schönste Fotospot entlang des Weges liegt!
Hereinspaziert in die Steinalpe
Die attraktiven Schnappschüsse eingefangen, kommt ihr dann sehr bald zur hölzernen Drehtür, welche die Eingangspforte zur Steinalpe markiert. Von da an geht’s im letzten Stück noch durch sanfte Almwiesen bis ans Ziel, die Almhütte selbst habt ihr bald schon im Blick. Bis ihr dort seid und euch am Gebirgsquellwassers des Brunnens erfrischt, werdet ihr vermutlich noch die eine oder andere 360-Grad-Drehung hinlegen. Denn jetzt offenbart sich auch der majestätische Blick westwärts, entlang der mächtigen Steinberge nach Leogang. Ganz markant zu eurer Rechten weiterhin das Kitzsteinhorn, ehe ihr links in Richtung Steinalm einbiegt.
Das Almgebäude liegt auf 1.268 Metern Höhe am Abhang des Steinernen Meeres. 1869 errichtet, war es lange Zeit im Besitz der Kirche und diente rein der Almwirtschaft. Erst 100 Jahre später, im Zuge eines Tauschgeschäfts, erging das Schmuckstück an eine bäuerliche Genossenschaft mit 15 Mitgliedern. Seit diesem Zeitpunkt ist die Steinalm auch eine beliebte Jausenstation. 1990 hatten die Tragetiere ihre Dienste getan und eine Materialseilbahn erleichterte vieles. Inzwischen gibt’s vor der Almhütte sogar einen Getränkeautomat, damit auch an den Ruhetagen (derzeit immer Dienstag) eine flüssige Grundversorgung bereitsteht.
Alm-Schmankerl und Naturjuwelen: Zeit nehmen und ALLES entdecken!
Besser aber, ihr kommt, wenn euch Kathrin und Günther, die herzlichen Wirtsleute samt ihrem flotten Team die köstlichen Schmankerl aus der Region servieren. Bei unserem jüngsten Lokalaugenschein vor einer Woche gab’s herrlichen Marillenkuchen, und eine herzhafte Brettljause gehört zum Almbesuch ohnehin wie die das Gipfelkreuz auf die Bergspitze! Apropos: Für Ambitionierte ist die Steinalm auch Ausgangspunkt. Wer noch weiter hinauf will, der erklimmt von hier aus das Persailhorn oder wandert weiter zur Peter-Wiechenthaler-Hütte, die einen von den Almwiesen aus schon entgegenlächelt.
Abschließend empfehlen wir euch, vor dem Abstieg unbedingt noch ein bisschen im Almgebiet umherzuschlendern. Einige Meter leicht schräg aufwärts der Steinalm findet ihr eine tolle Aussichtsplattform mit einer breiten Panoramatafel, die euch all die Gipfel näherbringt. Etwas weiter vorne habt ihr sowohl den Saalfeldener Ritzensee als auch den Zellersee wunderbar im Blickfeld. Und last but not least könnt ihr diese wunderbare Aussicht durch ganz besondere Bilderrahmen genießen, angefertigt aus Sölktaler Marmor wurden sie dort optimal platziert und dienen euch als Ziermotiv für wunderschöne Urlaubsfotos.
Fotos (c) ChrisTEXT.com